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Schalke-Profi Pálsson macht psychische Probleme öffentlich
Teile diesen Beitrag:Victor Pálsson, seines Zeichens isländischer Fußballprofi im Dienst von Schalke 04, spricht im Interview mit dem Magazin „der Spiegel“ zum ersten Mal über seine schwierige Vergangenheit, seine Probleme mit der mentalen Gesundheit und seine Abhängigkeit von Glücksspiel sowie Alkohol. Der Vizekapitän der Schalker Mannschaft, der der Aufstieg in die Bundesliga als Tabellenführer gelang, gibt an, früher in die Sucht geflüchtet zu sein, um seiner schwierigen Realität zu entkommen, wenn auch nur temporär.
Von mentalen Problemen geplagt
Im Interview bekennt sich Victor Pálsson dazu, inzwischen trockener Alkoholiker zu sein. Damit eröffnet er eine Debatte, die im Profisport immer noch zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. Gerade die mentale Gesundheit ist ein zu wenig diskutiertes Thema, das oft immer noch verleugnet wird. Vielen Aktiven sowie Fans dürften die tragischen und schockierenden Neuigkeiten über den Suizid von Fußballtorwart Robert Enke noch ein Begriff sein. Pálsson beweist mit seinem ehrlichen Interview nun echte Stärke.
Über Victor Pálsson
Fans vom SV Darmstadt 98, wo er zwischen 2019 und 2021 unter Vertrag stand, dürfte der Mittelfeldspieler kein Unbekannter sein. Seitdem steht er in den Diensten von Schalke 04, wohin er möglicherweise auch wechselte, weil er mit Chefcoach Dimitrios Grammozis bereits in Darmstadt gearbeitet hatte. 20 Partien absolvierte er für die Königsblauen und unterschrieb damals einen Vertrag bis zum 30. Juni 2023. Seine erste Profi-Station absolvierte er, nach der dortigen Jugendmannschaft, beim FC Liverpool.
Seine Karriere im Überblick
Darüber hinaus war Victor Pálsson auch in allen Jugendnationalmannschaften Islands aktiv, steht aktuell im Kader der A-Nationalmannschaft und schaffte mit dieser auch den Einzug ins Finale der Playoffs der Europameisterschaft-Qualifikation 2021. Leider scheiterte er mit seinem Team dort an Ungarn. Für Island absolvierte er 26 Spiele und erzielte dabei einen Treffer, nämlich im März 2021 gegen Liechtenstein. In 23 Partien stand er in den diversen Jugendmannschaften auf dem Platz.
Pálsson bekennt sich zu Sucht-Vergangenheit
Erstmals bekennt sich der in Reykjavik geborene Pálsson nun zu seiner Vergangenheit, nach dem gelungenen Aufstieg von Schalke 04 im Interview. Nach eigenen Angaben habe er seine Suchterkrankungen lange Zeit über nicht im Griff gehabt. Bereits im Alter von 17 Jahren habe er mit dem Trinken begonnen, exzessiv und oft bis zum Filmriss. Die Scham am Folgetag habe er damit bekämpft, weiter zu trinken. Es ging ihm darum, vor den Dämonen seiner Kindheit zu flüchten.
Die Sucht als Familienthema
Suchterkrankungen, so Pálsson, lagen in seiner Familie. Beide seiner Eltern waren nicht nur alkoholkrank, sondern auch weiterhin drogenabhängig. Seine Mutter starb im Alter von 47 an den Folgen ihres Konsums, im Jahr 2020. Dieser Todesfall war für Pálsson nach eigenen Angaben sehr traumatisch und ist der Anlass, heute immer noch regelmäßig die Unterstützung von Sportpsychologen und Therapeuten in Anspruch zu nehmen. Das sieht er als seine persönliche Stärke.
Pálsson suchte früh Hilfe
Schon im Jahr 2013 habe er sich entschieden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auslöser dafür waren der zunehmend unerträgliche Leidensdruck und die Suizidgedanken, die er an sich selbst festgestellt habe. Seinen Weg konnte er insofern mit Erfolg krönen, dass es ihm so gelang, vom Alkohol loszukommen und seit 2014 keinen Tropfen mehr anzurühren, auch wenn er heute immer noch nicht völlig frei von seinen Dämonen sei.
Im Sprechen liegt die Kraft
Pálssons erklärtes Ziel ist es, wie er im Interview angibt, dazu beizutragen, dass Themen rund um Suchterkrankungen, die mentale Gesundheit und Suizidgedanken enttabuisiert werden. Seinen Teil will er damit, dass er sich über seine eigene Vergangenheit öffnet, beitragen. Die eigene Bereitschaft von Pálsson, seinen Dämonen den Kampf anzusagen und das Schweigen zu brechen, habe den Wendepunkt markiert, an dem es für ihn endlich aufwärts ging. Seine Hoffnung ist, andere zu inspirieren, es ihm gleich zu tun.
Unterstützung wahrzunehmen, zeigt Stärke
Ein Kernpunkt von Pálssons Interview ist seine tiefe Überzeugung, die aus seiner eigenen Lebensgeschichte hervorgeht, dass es ein Zeichen von Stärke ist, Unterstützung wahrzunehmen und sich seine Probleme einzugestehen. Nur so könne man sie konfrontieren und für sich selbst eine Wendung im eigenen Leben herbeiführen. Auch kritisiert er, dass die mentale Gesundheit immer noch eine Art Tabu ist, wie beispielsweise auch unterschiedliche Sexualitäten im Profisport eines sind.
Pálsson ist nicht der Einzige
Diese Woche bewies auch Jake Daniels, seines Zeichens Stürmer beim englischen Zweitligisten Blackpool FC, im Interview mit Sky Sport besonderen Mut. Dort bekannte er sich öffentlich zu seiner Homosexualität und ist nun der einzige männliche Fußballprofi in Europa, der als schwul bekannt ist. Seine Begründung – obwohl er erst 17 Jahre alt ist, was besonderen Applaus verdient – ist es, dass er sich nicht länger verstecken möchte. International bekam er großen Zuspruch.
Redaktionelle Hinweise zur Thematik
Bei mentalen Problemen, Depressionen, Krisen oder akuten Suizidgedanken gibt es vielfältige Anlaufstellen. Dabei kann zum Beispiel unter den kostenlosen Hotlines – 0800-1110111 oder 0800-1110222 – Kontakt zu Beratern und Beraterinnen aufgenommen werden, die in schwierigen Situationen oder Krisen Interventionsarbeit leisten. Auch ein Gespräch mit vertrauten Personen im näheren Umfeld oder anderen Bezugspersonen kann erste Linderung bringen und weiterhelfen. Das Tabu rund um die mentale Gesundheit muss gebrochen werden.
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