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BOS kritisiert Corona-Beschränkungen
Teile diesen Beitrag:Der schwedische Industrieverband für Online Glücksspiele, BOS (Branschföreningen för Onlinespel), hat einen Ende Mai etablierten Korpus an vorübergehenden Corona-Beschränkungen kritisiert. Befürchtet wird ein Abwandern der Kundschaft auf illegale Webseiten. Zudem wird der Regierung vorgeworfen, staatlichen Anbietern Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Ist die Kritik gerechtfertigt?
BOS-Petition gegen Maßnahmen
Der Online Glücksspielverband BOS fordert die schwedische Regierung zu einem Diskurs über die von Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi Ende Mai erlassenen Corona-Beschränkungen auf. Diese sehen (u. a.) strengere Einsatzlimits vor. Die Regierung erklärte, dass Glücksspielkunden durch Corona eher zum exzessiven Spielen neigen. Der BOS warnt jedoch davor, dass die Maßnahmen den reformierten Glücksspielmarkt Schweden und seine Lizenznehmer ernsthaft schädigen könnten.
Das neue Maßnahmenpaket ersetzt einen noch umstritteneren Entwurf aus April, der branchenweit für heftige Kritik sorgte, wobei die Geschäftsführer vieler schwedischer Lizenznehmer eine BOS-Petition unterzeichneten, um gegen die Änderungen zu protestieren. Zu den Kampagnenführern gehörten zum Beispiel Betsson, Kindred Group, LeoVegas, William Hill und NetEnt. Gemeinsam mit der Glücksspielaufsichtsbehörde Spelinspektionen warnten die Betreiber vor einer Stärkung des Schwarzmarkts.
In einem Versuch, die Bedenken der Lizenznehmer zu zerstreuen, sehen die aktualisierten Maßnahmen vor, dass Pferde- und Sportwetten von einem wöchentlichen Einzahlungslimit von 5.000 Schwedischen Kronen (~ 482 Euro) ausgenommen werden. Das Limit gilt also nur für Online Casinospiele und Spielautomaten. Dazu müssen Zeitlimits für das Spielen festgelegt werden. Außerdem gilt eine Bonusobergrenze von nur 100 Schwedischen Kronen.
Werden Staatsbetreiber bevorzugt?
Wie Sozialversicherungsminister Shekarabi erklärte, mache der überarbeitete Vorschlag deutlich, dass verschiedene Spiele auch unterschiedliche Risiken bergen. Der BOS behauptet hingegen, dass die Maßnahmen den staatlichen Betreibern ATG und Svenska Spel Vorteile gewähren, was wiederum Wettbewerbsverzerrung zur Folge habe. Die Sparte Online Casino sei zwar eine von den staatlichen Betreibern angebotene Glücksspielvertikale, jedoch kein Schlüsselprodukt wie Lotterien und Pferderennen.
Darüber hinaus erklärte der BOS, dass sie die Kanalisierung auf dem schwedischen Markt Schaden nehmen könnte. Einer der Hauptgründe, den die Regierung für die neuen Maßnahmen nannte, war, dass sich während der Covid-19-Krise mehr Menschen Produkten wie zum Beispiel Online Spielautomaten zuwenden würden. Laut BOS hat das Finanzministerium bisher keine Beweise dafür vorgelegt. Auch die eigenen Mitglieder hätten eine derartige Entwicklung nicht beobachtet.
BOS stützt sich auf Wissenschaft
Anfang letzter Woche wurde in einer Studie des unabhängigen Forschungsunternehmens Copenhagen Economics behauptet, dass Spieler in Schweden, Norwegen, Finnland und Deutschland tatsächlich insgesamt weniger spielten, anstatt von Sportwetten auf andere Spielarten umzusteigen. Laut BOS handelt es sich bei der Studie um die erste ihrer Art, untersucht wurden unter anderem die Veränderungen im Verhalten von Sportwettkunden in der Corona-Krise.
Außerdem wurden die Auswirkungen der Einzahlungslimits auf Online Casinos beschrieben. Der Bericht, der unter anderem auf Umsatzdaten, Verbraucherumfragen, Interviews und internationalen Untersuchungen basiert, zeigt, dass die Kanalisierung in den legalen Markt von 75 Prozent auf 52 bis 63 Prozent sinken würde, wenn die Regelungen in Kraft treten. Dies bedeutet, laut BOS, dass fast die Hälfte aller Wetten bei nicht-lizenzierten Unternehmen landen.
Der BOS sieht in den Untersuchungen den Beweis dafür, dass die Teilnahme am Online Glücksspiel in der Corona-Zeit nicht zugenommen hat. BOS-Generalsekretär Gustaf Hoffstedt erklärte darüber hinaus, dass inzwischen auch Glücksspielunternehmen wie Svenska Spel bestätigt haben, dass die Online Casino-Aktivitäten stagnieren, während Sportwetten stark rückläufig sind. In einer Studie aus Dezember 2019 wird Schweden ebenfalls eine sinkende Glücksspielteilnahme bescheinigt.
Spielerschutz im Fokus
Trotz aller Kritik zeigte sich der Glücksspielverband auch kooperativ und präsentierte eine Reihe eigener Vorschläge, um eine Beschädigung der Kanalisierung vorzubeugen. Wie dem Staat gehe es dem BOS vorrangig um den Schutz der Spieler. Man sei sich einig, dass die Arbeit an einem nachhaltigen Glücksspielmarkt fortgesetzt werden sollte. Dennoch müsse die Regulation auf Fakten beruhen, so der Verband.
Mit einem Korpus an Vorschlägen erhalte das Finanzministerium die Möglichkeit, eine Reihe von faktenbasierten Maßnahmen einzuleiten, die dem Verbraucherschutz zugutekommen sollen, ohne gleichzeitig die Kanalisierung zu beschädigen. Im Gegenteil, würde mit den BOS-Maßnahmen ein sicherer Markt gefördert und der Verbraucherschutz gestärkt. Das Finanzministerium müsse die Daten zu diesem Zweck genauer analysieren.
Sind Maßnahmen unverantwortlich?
Vorgeschlagen wird, dass die schwedische Spelinspektionen monatliche und vierteljährliche Berichte über die Marktlage vorlegen sollte, um ein realistischeres Bild der Situation zu vermitteln. Zudem verweist der Verband auf kürzlich veröffentlichte Zahlen der schwedischen Steuerbehörde, die eine Stagnation oder einen Rückgang der Einnahmen von Online Glücksspielunternehmen zeigen.
Gleichzeitig ist hier jedoch ein Anstieg von mehr als 30 Prozent bei ATG, dem schwedischen Marktführer bei Pferderennwetten zu verzeichnen. Eine Ausnahme für Pferdewetten in der jetzigen Situation vorzuschlagen, sei daher aus Sicht des Wettbewerbs und des Verbraucherschutzes rücksichtslos und unverständlich. Ein Statement vonseiten der Regierung zu der harten Kritik steht noch aus. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.
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