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Buddhistischer PCA-Spieler spendet über halbe Million
Teile diesen Beitrag:Auf dem diesjährigen High-Stakes Pokerturnier Pokerstars Caribbean Adventure (PCA) belegte Scott Wellenbach den dritten Platz. Den Gewinn von 671.240 US-Dollar will der überzeugte Buddhist spenden. Poker und Religion sind für ihn alles andere als ein Widerspruch, doch was steckt dahinter?
Pokerdisziplin durch Meditation
Der 67-jährige Scott Wellenbach aus dem kanadischen Halifax darf wohl ohne weiteres als einer der außergewöhnlichsten Pokerspieler der Welt bezeichnet werden: Mitte Januar nahm am Pokerstars-Turnier PCA (05.01-16.01) auf den Bahamas teil, wurde dritter, gewann umgerechnet rund 590.000 Euro und gab an, den satten Gewinn für wohltätige Zwecke spenden zu wollen.
Was für 99 Prozent aller Pokerspieler wohl undenkbar wäre, ist für den überzeugten Buddhisten selbstverständlich: Poker und Buddhismus gehen für Wellenbach – der angibt täglich mindestens eine Stunde lang zu meditieren – offenbar problemlos Hand in Hand. Poker sei für ihn in gewisser Weise „ein Mikrokosmos der Widersprüche menschlicher Existenz“, nirgendwo meditiere er mehr als am Pokertisch.Durch seine täglichen Meditationen habe er während des Turniers über eine „exzellente Disziplin“ verfügt. Beim Poker biete sich zudem eine „ausgezeichnete Gelegenheit sich mit den Himmeln und Höllen des eigenen Geistes auseinanderzusetzen“. Der Ausnahmespieler im Zitat:
“Alle eineinhalb Minuten gewinnst oder verlierst du – das rückt in den Fokus, wie unsere Hoffnungen und Ängste mit den Lebensumständen stehen und fallen. Zum richtigen Handeln gehört Güte. Das ist die Herausforderung beim Poker – wie gewinne ich und handle trotzdem gut?”
Dass Wellenbach, der privat als Übersetzter tibetischer und sanskritischer buddhistischer Texte für eine religiöse Non-Profit-Organisation arbeitet, in der hiesigen Pokerszene inzwischen nicht nur als ernstzunehmender Gegner gilt, sondern unlängst auch als „Held des Volkes“ gefeiert wird, verwundert kaum. Auch in seiner kanadischen Heimatregion ist er unterdessen bereits zum „Stolz von Nova Scotia“ avanciert.
Vom kostenlosen Luxus
Poker lernte Wellenbach wie er sagt schon als Kind. Professionell spielt er seit 2010, alles begann mit dem Gewinn einer Reise ins Glücksspieldelta Las Vegas. Die Einladung zum PCA-Event auf die Bahamas-Insel Paradise Island erfolgte nachdem er ein Pokerstars-Onlineturnier gewonnen hatte.
Wellenbachs bisher höchste Gewinnsummer beläuft sich auf 72.176 US-Dollar (~ 62.738 Euro) – auf dem PokerStars Championship in Barcelona belegte der den 17. Platz. Insgesamt verdiente Wellenbach in seiner bisherigen Pokerlaufbahn 99.358 US-Dollar (~ 86.366 Euro).
Alle seine bisherigen Gewinne hat Wellenbach gespendet, an Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder Oxfam. Sein großer Score von 2017 ging an ein buddhistisches Kloster in Nepal zur Ausbildung junger Nonnen. Gegenüber dem britischen Nachrichtensender BBC betonte der Kandier in diesem Zusammenhang:
“Wie viele Traditionen ist auch der Buddhismus unfair gegenüber Frauen. Deshalb finde ich es sehr wichtig, etwas für die Ausbildung junger Nonnen zu geben.”
Das Geld benötigt der Übersetzer eigenen Aussagen zufolge selbst nicht. Als praktizierender Buddhist sitze er ohnehin viel und meditiere. Wer durch Meditation regelmäßig die Achtsamkeit schult, „freundet sich mit sich selbst an“, dieser Luxus sei „kostenlos“, so Wellenbach, der darüber hinaus erklärte, schon als junger Mann zu seinem Glauben gefunden zu haben. Auf der Suche nach Sinn und einem Weg mit den „Unzufriedenheiten des Lebens fertig zu werden“.
Noch „viel zu lernen“
Sorgen über die ethischen Grundsätze des Spiels macht sich Wellenbach nicht, gibt dabei jedoch zu verstehen: „Ich denke, ich rationalisiere es, indem ich meine Gewinne für wohltätige Zwecke abgebe.“ Was sein professionelles Pokerspiel anbelangt, habe er hingegen noch „viel zu lernen“: Der Pokersenior ist sich im Klaren darüber, dass er auf Grund seines Alters und seiner Einstellung in der vorwiegend jüngeren Profi-Pokerszene heraussticht. Das kostet ihn manchmal „viel Mühe“, wie er zu Protokoll gibt.
Entschieden, wem er seinen jüngsten Megagewinn spenden wird, hat Wellenbach bisher nicht. Er betonte jedoch es wie gewohnt sinnvoll einsetzen zu wollen, um somit „Leben zu erleichtern, von Menschen und anderen Lebewesen, die Gefühle haben“. In diesem Sinne kann man dem ebenso spielfreudigen wie ambitionierten Pokerstar auch weiterhin nur ein wahrhaft-gutes Spiel wünschen.
Und das PCA-Turnier?
Gewonnen hat Sam Greenwood. Der ebenfalls kanadische Pokerspieler konnte sich im $100.000 Super High Roller-No Limit Hold’em-Main Event gegen den aus Dänemark stammenden Henrik Hecklen durchsetzen und folglich ein Preisgeld von 1,7 Mio. US-Dollar (~ 1,4 Mio. Euro) mit nach Hause nehmen.
Das Heads-Up-Duell zwischen Greenwood und Hecklen war eine kurze Angelegenheit: In der letzten Hand des Finales limpte Greenwood im Small Blind mit 7-7. Hecklen ging mit A-6 und 1.380.000 All-In, folglich snap-callte Greenwood. Als dann am Board 8-8-3-4-2 erschien, wurde Greenwood als eindeutiger PCA-Champion bestätigt. Seinen Sieg verdankt er laut eigenen Aussagen einem besonders glücklichen Händchen, es hieß:
“Alles hat heute geklappt. Ich hatte oft die beste Hand. Ich denke, dass die meisten Spieler mit meinen Karten gewonnen hätten.”
Der 30-jährige Sam Greenwood zählt zu den besten Pokerprofis der Welt. Erst Ende 2018 belegte er beim Triton Super High Roller Series-Main Event den vierten Platz und gewann 1,5 Mio. US-Dollar (~ 1,3 Mio. Euro). Insgesamt hat er durch Poker bereits unglaubliche 14,5 Mio. verdient, womit er nach Daniel Negreanu und Jonathan Duhamel der dritterfolgreichste kanadische Spieler überhaupt ist. Ob Greenwood gedenkt sich in punkto Wohltätigkeit ein Vorbild an seinem Landsmann Wellenbach zu nehmen, ist nicht bekannt.
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