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Sportwetten auf Juniorenwebseiten britischer Fußballklubs
Teile diesen Beitrag:Nach Aussagen der britischen BBC verlinken die Junior-Websites von insgesamt 15 britischen Profi-Fußballklubs direkt auf die Websites von Glücksspiel- und Sportwettanbietern. Sowohl die britische Werbeaufsichtsbehörde (ASA), als auch die Glücksspielkommission (UKGC) schlagen Alarm.
Laut BBC-Untersuchung, an welcher fünf Journalisten beteiligt waren, seien die Links in den meisten Fällen unter den Details „wie man dem Juniorclub beitritt“ oder „ein Clubmaskottchen wird“ platziert worden. Bei allen 15 Fußballklubs fungieren derweil Glücksspiel- und Sportwettanbieter als Hauptsponsor – die Logos werden bekanntermaßen auch auf den Trikots getragen, weshalb der Wiedererkennungswert gerade für Kinder und Jugendlich besonders hoch sei.
In Bezug auf die höchste englische Spielklasse, Premier League, wird konkret der Klub Wolverhampton Wanderers (Sponsor: W88) bezichtigt, unter der Rubrik ‚Junior Fans‘, einen Link zur Homepage seines asiatischen Hauptsponsors platziert zu haben. Das Logo des Vereins wie auch das des Sponsors wird durch einen Wolfskopf geziert.Die meisten der belasteten Vereine, insgesamt acht, entstammen jedoch der zweithöchsten englischen Liga, Championship. Konkret handelt es sich demzufolge um die Klubs: Aston Villa (32Red), Blackburn Rovers (10Bet), Stoke City (Bet365), Nottingham Forest (Betbright), Brentford (LeoVegas), Norwich City (LeoVegas), Ipswich Town (Magical Vegas) und Bolton Wanderers (Betfred).
Im Fall Aston Villa seien unter Rubrik ‚Junior Villans‘ sogar zwei Glücksspiel-Logos platziert worden, welche zu den Spielen ‚Ant und Dec’s Saturday Night Takeaway‘ und ‚Jurassic World‘ weiterleiten.
Drei weitere Vereine spielen in der dritten englischen Liga, League One. Es handelt sich um die Vereine Blackpool (SkyBet), Charlton Athletic (Betdaq) und Bristol Rovers (SkyBet). Außerdem ist die höchste schottische Liga, Scottish Premiership, von den Vorwürfen betroffen. Am Pranger stehen hier die Vereine Celtic Glasgow (dafabet), Hibernian (Marathonbet) und Motherwell (BetPark). Die Links wurden hier zum Beispiel in den Rubriken ‚Young Hoops‘ oder ‚Hibs Kids‘ platziert.Aktuell vermeldet BBC, dass die meisten Verlinkungen inzwischen entfernt wurden. Darüber hinaus hätten sich UKs Fußballligen bereits für die „Fehler“ entschuldigt. So heißt es unter anderem von Seiten Celtic Glasgows, man würde „solche Dienste niemals absichtlich fördern“.
Britische ASA reagiert
Dies dürfte ganz im Sinne der britische Werbeaufsichtsbehörde ASA ASA (Advertising Standards Authority) stehen, denn bei den besagten ‚Fehlern‘ handelt es sich um grobfahrlässige Verstöße gegen die Richtlinien des britischen Cap-Codes. die Ausrichtung von Glücksspielwerbung aller Art auf unter 18jährige verbietet der Werbekodex ausdrücklich – daher seien „sofortige Maßnahmen“ zu ergreifen, so die erste Reaktion der Behörde. ASA-Sprecher Shabnum zum weiteren Vorgehen:„Ein Ermittlungs-Team wird den betroffenen Ligen schreiben, um unsere Bedenken in diesem Bereich deutlich zu machen – und um die geltenden Glücksspielregeln des Vereinigten Königreichs sowie ihre Anwendung auf den Websites von Fußballklubs klarzustellen.“
Verwarnung durch die UKGC
Unmittelbar hat sich auch die UK Gambling Commission (UKGC) eingeschaltet: „Nicht akzeptabel“, lautet die Beurteilung des Kommissions-Direktors, Tim Miller – „Glücksspielwerbung und Logos auf Webseiten von Sportteams dürfen sich nicht an Kinder richten“. In punkto Verantwortlichkeit nimmt Miller hauptsächlich die Sponsoren in die Pflicht, es heißt:
„Sportteams sollten sicherstellen, dass sämtliche Inhalte, die für Kinder ungeeignet sind, nicht auf derartigen Seiten auftauchen. Wir erwarten, dass die Glücksspielunternehmen die Verantwortung für die Anzeige übernehmen.“
Soziale (Un-)Verantwortlichkeit
Die BBC-Enthüllung lenkt überdies auch den Blick des öffentlich finanzierten Gesundheits-Dienstes NHS (National Health Service) auf die Profiligen. Man habe die Premier League-Klubs quasi gleichzeitig zu mehr Einsatz bei der Spielsuchtbekämpfung aufgefordert, heißt es. In Zukunft wolle man nun „mit der Liga zusammenarbeiten“, so ein Sprecher. Demzufolge sollen insbesondere ausländische Glücksspiel-Anbieter von den geltenden Richtlinien und deren sozialen Notwendigkeit überzeugt werden.
Wie notwendig die Vorschriften sind, zeigt unterdessen Englands Kinderbeauftragte, Anne Longfield, auf, die hierzu an den erst 24jährigen Jack Ritchie aus Sheffield erinnert, der sich im November 2017 auf Grund seiner Spielsucht das Leben nahm. Aussagen seiner Mutter Liz zufolge, hätten Fußballwetten Jack maßgeblich beeinflusst, es heißt:
„Er normalisierte es, es wurde ein Teil dessen, was er liebte, nämlich Fußball.“
Vor diesem Hintergrund gehe es hier genau „um die Art Websites, auf die kein sieben, acht oder neunjähriges Kind gelangen sollte“ – Bildung über die Gefahren von Glückspiel sei in den Schullehrplan aufzunehmen, so die letztendliche Forderung Longfields.
In der Tat: Inzwischen scheinen Glücksspiel-Sponsoren und Profi-Fußballklubs zusammenzughören wie Pech und Schwefel, nicht nur in Großbritannien. In Deutschland sorgte diesbezüglich ein Eklat um die neue Merkur-Spielaren Düsseldorf für Schlagzeilen. Ob es in UK infolge der Verstöße zu Sanktionierungen kommt – und ob die BBC-Investigation zum erneuten Aufkeimen der öffentlichen Diskussion über die eher problematischen Symbiosen führt, bleibt vorerst abzuwarten.
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