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Werberegeln für Spaniens Glücksspiel
Teile diesen Beitrag:Spanische Online-Gaming-Anbieter haben sich bereit erklärt, eine Reihe freiwilliger Werbevorschriften einzuhalten. Wird es Live-Sport ohne Wettanbieter geben? Die neuen Werbevorschriften beinhalten, dass die Anbieter ihre Leistungen nicht mehr während der Übertragung von Live-Sportereignissen bewerben dürfen. Diese freiwilligen Einschränkungen sind womöglich ein Versuch, noch strengeren Beschränkungen durch die neue Koalitionsregierung Spaniens zu entgehen.
Werbekodex der Glücksspielanbieter
In der letzten Woche hat die spanische Regulierungsbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) ihre Zustimmung zu den Änderungen an dem freiwilligen Werbekodex gegeben. Dieser Kodex basiert auf den Empfehlungen des Fachverbands für Online-Glücksspiel Jdigital. Die neuen Regeln treten am 15. Januar 2020 offiziell in Kraft. Die meisten Änderungen ähneln weitgehend freiwilligen Verhaltensregeln in anderen regulierten Märkten, die ähnlich stark in den Fokus der Regierung rückten wie beispielsweise die Tabakunternehmen. Der neue Kodex beinhaltet unter anderem:
Verantwortungsvolle Botschaften in GlücksspielanzeigenVerbot von Darstellungen berühmter Athleten, die am Glücksspiel teilnehmenKeine Unterstützung durch Prominente, falls diese eine vorwiegend jugendliche Anhängerschaft besitzenKeine Darstellung von Personen, die jünger als 25 Jahre zu sein scheinenBonusangebote in Werbebotschaften sind auf maximal 200 Euro begrenztBonusangebote dürfen nicht während der Live-Übertragung von Sportereignissen beworben werdenDie neuen Regeln sehen jedoch kein pauschales Werbeverbot für Glücksspiele während Live-Sportübertragungen vor. Das ist zum Beispiel in Großbritannien anders, wo das sogenannte Whistle-to-Whistle-Werbeverbot herrscht. Fünf Minuten vor Beginn der Veranstaltung bis fünf Minuten nach dem Ende der Live-Übertragung Sportveranstaltung dürfen keinerlei Glücksspiele beworben werden. In Spanien wird es daher auch weiterhin während der Fußballspiele einige Werbeblöcke von Wettanbietern geben, wie es auch in Deutschland der Fall ist.
Jdigital hofft derweil, dass der neue Kodex die Regierung überzeugt, keine strengeren Maßnahmen gegen das Marketing der Glücksspielbranche in Spanien anzustreben. Die vorherige Regierung hatte bereits mit einem harten Durchgreifen gegen Glücksspielwerbung gedroht. Das ist natürlich nicht im Interesse von Jdigital, weil internationale Größen der Glücksspielbranche wie beispielsweise GVC Holdings, Bet365 und The Stars Group Mitglieder bei Jdigital sind.
Wie die Regierung dazu steht, ist indes unklar, da sich die politischen Vertreter Spaniens aktuell in der Koalitionsbildung befinden. Zwischen der regierenden PSOE-Partei und der Unidos Podemos (UP) ist eine vorläufige Koalitionsvereinbarung getroffen worden. Die UP gilt allerdings als einer der lautesten Gegner des Glücksspiels in Spanien.
Besserer Spielerschutz durch transparentere Werbung
Auch wenn der Kodex nur freiwillig ist, sind die Richtlinien ein Schritt in die richtige Richtung, um die Spieler vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen. Dabei geht es nicht darum, das Glücksspiel als schlecht darzustellen oder gar zu verbieten. Das Ziel sind wahrheitsgemäße Werbeaktionen, die die Kunden nicht irreführen.
Die Glücksspielwerbung sollte demnach die Spieler nicht dazu verleiten, ein bestimmtes Spiel zu spielen, weil es dabei hilft, die finanzielle Situation zu verbessern. Auch dürfen sie nicht die Tatsache herunterspielen, dass übermäßiges Glücksspiel zu hohen finanziellen Verlusten führen kann. Die Glücksspielanbieter sollten also sicherstellen, dass dem Kunden alle Bedingungen klar werden und nichts verborgen bleibt.
Darüber hinaus wird der Jugendschutz gestärkt, da auf Werbung mit Prominenten und Athleten, die eine besondere Vorbildfunktion für Jugendliche haben, verzichtet wird. Die Anbieter von Sportwetten und Online-Casinos haben sich deshalb ebenso verpflichtet, von jungen Werbeträgern Abstand zu nehmen. Zudem sollen die kommenden Werbeanzeigen Altersbeschränkungen enthalten und den verantwortungsvollen Umgang mit dem Glücksspiel thematisieren.
“Mit dem neuen Vorschlag werden die geltenden Normen für die Werbung für Online-Glücksspiele verschärft, um den Verbraucherschutz unter besonderer Berücksichtigung von Minderjährigen und anderen gefährdeten Gruppen zu stärken.”
Kontinuierliches Wachstum trotz Hindernissen
Es gibt also einige neue Hindernisse für die Glücksspielbranche in Spanien. Neben den Beschränkungen für die Online-Anbieter gibt es auch bei dem stationären Glücksspiel ein Umdenken. Beispielsweise plant Barcelona eine Reduktion der Spielhallen. Das alles hindert die Branche allerdings nicht am Wachsen. Der Wert des spanischen Glücksspielmarkts ist laut einer Studie der Consejo Empresarial del Juego (CEJUEGO) von 2017 bis 2018 um fünf Prozent auf 9,87 Mrd. Euro angestiegen. Damit liegt man zwar noch hinter dem Spitzenwert von 2007 (11,7 Mrd. Euro), allerdings ist seit vier Jahren in Folge ein kontinuierliches Wachstum zu erkennen.
Die Wachstumsraten im Online-Glücksspiel sind dabei noch deutlich höher. Die in Spanien lizenzierten Anbieter haben 2018 einen Umsatz von 724,4 Mio. Euro erzielt und damit fast 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Wachstumszahlen von mehr als 30 Prozent aus den Jahren 2015 und 2016 konnten allerdings nicht aufrechterhalten werden.
Es bleibt also spannend, wie sich die neuen Werberegeln auf die Branche auswirken. 2018 lagen die Ausgaben für Werbemaßnahmen der spanischen Glücksspielanbieter bei 412 Millionen Euro. Ob dieser Wert sinkt, bleibt fraglich. Wichtiger ist ohnehin, dass die Werbung den Verbraucher nicht als potenzielles Opfer, sondern als Kunden ansieht.
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