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Hessischer Rundfunk veröffentlicht Doku über Spielhallenkultur
Teile diesen Beitrag:Die Mediathek des Hessischen Rundfunks hat interessanten Zuwachs in Form einer Dokumentation erhalten, die den Titel „7 Tage in der Spielhalle“ trägt. Am Sonntag, den 29.05.2022 um 18:30 Uhr, wird diese auch zum ersten Mal im hr-Fernsehen gezeigt. In der Reportage geht es der Journalistin Anne-Katrin Eutin darum, einen objektiven Blick auf Glücksspiel zu werfen und die Menschen kennenzulernen, die dort ihre Zeit verbringen. Zu diesem Zweck hat sie eine Woche lang in einer Spielothek in Oberursel als Servicekraft gearbeitet.
Die Agenda der Reportage
Journalistin Anne-Katrin Eutin wollte zu Beginn wissen, wer die Menschen sind, die in einer Spielothek spielen. Sie wollte damit herausfinden, wie viele von ihnen wirklich mit Suchtproblematiken oder problematischem Spielverhalten zu kämpfen haben oder ob auch einige darunter seien, für die das Glücksspiel nur ein unterhaltsamer Weg sei, ihre Zeit zu verbringen. Um dies und mehr in Erfahrung zu bringen, hat sie mit Gästen, Mitarbeitenden und Betreibern gesprochen. Gespielt hat sie natürlich auch.
Keine Klischees gefunden
Bei den Gesprächen hat Eutin allerdings festgestellt, dass bei Weitem nicht alle Gäste der Spielhalle dem Klischee entsprechen. Das gängige Bild des spielsüchtigen Zockers konnte sie nicht bestätigen. Unter den Spielern und Spielerinnen waren beispielsweise auch junge Frauen. Auch mit der Mutter einer Familie hat sie gesprochen, diese gönnte sich eine Auszeit vom stressigen Alltag am Spielautomaten. Ein pensionierter Beamter mit seiner Partnerin war ebenfalls unter den Besuchern, mit denen Eutin sprechen konnte.
Spielhallengäste spielen bewusst
In der Spielothek in Oberursel lernte Eutin auch Erik kennen und kam mit ihm ins Gespräch. Weil er eigentlich Gastronom ist, kommt er zur Entspannung vormittags in die Spielhalle. Dabei gibt er sich gefahrenbewusst und reflektiert. Im Gespräch gibt er an, extra wenig Geld mitzunehmen und absichtlich nicht lange zu bleiben, um sich selbst zu reglementieren und nicht zu viel auszugeben. Auf die Zeit zum Relaxen wolle er aber dennoch nicht verzichten.
Selbstregulierung ist der Schlüssel
Auch andere Gäste, mit denen Eutin gesprochen hat, berichten ähnlich wie der Gastronom Erik. Ein anderer Spieler beispielsweise erzählt der Journalistin von seinem Geldtopf, den er nur zum Spielen benutzt. Zwei- bis dreimal in der Woche geht er in die Spielothek. Weitere Gelder investiert er nicht, ihm geht es nur um den Spaß und um die Auszeit. Menschen wie Erik sind nicht dort, weil sie vom Spielen abhängig sind. Sie haben ihren Konsum unter Kontrolle.
Spielerschutz-Maßnahmen vor Ort untersucht
Außerdem hat sich Reporterin Eutin damit beschäftigt, wie die Maßnahmen zum Spieler- und Jugendschutz vor Ort umgesetzt werden. Kern der Sache ist, dass das Spielen Spaß machen und eine Auszeit bieten soll, anstatt zum Zwang und damit zur Suchtfalle zu werden. Deshalb ist es reglementiert, wie viel gesetzt wird, wie viel gewonnen und verloren werden darf, sogar genau in Zahlen, die Eutin in Erfahrung gebracht hat.
Starke Reglementierung von Geldmitteln
Eutin hat in Erfahrung gebracht, dass der maximale Gewinn, der pro Stunde erzielt werden kann, bei 400 Euro pro Stunde liegt. Verloren darf nicht mehr als 60 Euro pro 60 Minuten. Nach einer Stunde Spielzeit muss außerdem eine Zwangspause gemacht werden, die mindestens fünf Minuten lang sein muss. Eutin kommentiert außerdem, dass es interessanterweise keine ähnlichen Regelungen bei staatlichen Spielbanken gibt. Denn ihre Wichtigkeit ist wohl weithin unbestritten.
Einblicke in OASIS
Die Dokumentation von Eutin gewährt Zuschauern und Zuschauerinnen auch einen Einblick in das Sperrsystem OASIS inklusive einer Erklärung über die Funktionsweise dieses Systems. Spielhallen-Betreiber Christoph Schwarzer bemängelte im Interview mit Eutin, dass OASIS nicht in Gaststätten vorhanden ist. Der Spielerschutz sollte eine hohe Priorität bekommen. Außerdem ist es ihm ein Dorn im Auge, dass Spielhallen mit offiziellen Konzessionen häufig mit den illegalen Angeboten in einen Topf geworfen werden.
Bekämpfung vom Schwarzmarkt
Schwarzer appellierte auch dafür, dass die Spielerschützer und -schützerinnen in der Pflicht sind, die legalen Angebote zu unterstützen und zu unterstützen. Das gemeinsame Ziel sollte es sein, den Schwarzmarkt zu entmachten und illegale Anbieter zu bekämpfen, die auch nicht sicher für Spieler und Spielerinnen sind. Lizensierte Spielotheken leisteten nämlich beispielsweise Abgaben an ihre Kommunen und an das Finanzamt, wo gut am Glücksspiel verdient würde.
Die Dokumentation als Appell
Die Dokumentation von Anne-Katrin Eutin sollte auch als Appell verstanden werden, an die Politik und die Öffentlichkeit, am gleichen Strang zu ziehen und legales Glücksspiel für alle sicher zu machen. Es ist ihr gelungen, ein objektives, neutrales Bild von Spielhallen und den Spielerinnen sowie Spielern zu zeichnen. Bis zum kommenden Sonntag ist die Sendung in der Mediathek vom hessischen Rundfunk verfügbar. Ein echter Geheimtipp, denn sie ist ihre Zeit wert.
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