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Norwegen: Umfrage zur Zahlungssperre
Teile diesen Beitrag:Die norwegische Glücksspielaufsichtsbehörde Lotteri-og Stiftelsestilsynet (Lotteritilsynet) plant eine Umfrage unter inländischen Banken, um zu überprüfen, ob diese den Zahlungsverkehr mit ausländischen Online Glücksspielanbietern unterbinden. Trotz eines bereits 2010 eingeführten Verbots soll es weiterhin zu Transaktionen gekommen sein. Die stringenten Maßnahmen der Behörde werden von Branchenverbänden seit längerem kritisiert. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?
Transfersumme von 559,7 Mio. Euro
Nach der Ende Februar durchgesetzten Verschärfung des Werbeverbots setzt das Land Norwegen seine Kampf gegen ausländische Online Glücksspielanbieter fort. Per Umfrage will die nationale Glücksspielaufsicht nun überprüfen, ob die Banken des Landes sich an das geltende Verbot von Zahlungstransfers halten. Ziel der Maßnahme ist es, die Vorgehensweise der Kreditinstitute zu erfassen, damit Kunden mit Glücksspielproblemen geschützt werden.
Die Umfrage soll im Laufe des Sommers an 170 norwegische Banken verschickt werden, wobei alle Eingaben anonymisiert werden sollen, um sicherzustellen, dass keine Durchsetzungsklage gegen die Befragten erhoben werden kann. Das besagte Zahlungsverbot wurde bereits 2010 eingeführt. Die Behörde erklärte jedoch, dass es dennoch weiterhin zu Transaktionen gekommen sei. Die Transfersumme soll sich auf umgerechnet 559,7 Mio. Euro belaufen.
Behörde darf Transaktionen untersagen
Da die Vorgaben bisher nicht eingehalten wurden, kam es zu einer Gesetzesänderung, die der Regulierungsbehörde ab Januar 2020 die Befugnis einräumte, Banken anzuordnen, die Transaktionen mit nicht-lizenzierten Betreibern auf Grundlage von Firmennamen und Kontonummern einzustellen. Die Umfrage soll nun untersuchen, ob das Verbot wirksam geworden ist und Offshore-Betreiber tatsächlich vom Markt ausgeschlossen werden.
“Wir werden dieses Wissen dazu nutzen, um das irreguläre Glücksspielangebot einzuschränken. Basierend auf den Informationen werden wir Maßnahmen entwickeln, die die Auswirkungen von Glücksspielproblemen verhindern. Wir hoffen, dass die Banken und Finanzinstitute wichtige Informationen einbringen, um Glücksspielprobleme durch ausländische Glücksspielunternehmen zu vermeiden.”– Sægrov Amble, Anwältin, Lotteritilsynet, Pressemitteilung
Im Raum steht also die Frage, wie die Banken Transaktionen mit ausländischen Glücksspielunternehmen kontrollieren und verhindern. Außerdem soll untersucht werden, wie dieser Sachverhalt den zahlreichen Kunden mitgeteilt wird. Man wolle so herausfinden, in welcher Art und Weise die Banken Kontakte mit Kunden pflegen, die bei ausländischen Glücksspielunternehmen spielen.
Studie zu Glücksspielproblemen
Die Pläne zur Umfrage stehen im unmittelbaren Zusammenhang zu einer von Lotteritilsynet in Auftrag gegebenen Studie der Universität Bergen. Diese ermittelte auf Basis einer Umfrage unter 9.000 Personen, dass in Norwegen schätzungsweise 55.000 problematische Glücksspieler leben. Dies entspricht etwa einem Prozent der Gesamtbevölkerung, was wiederum einen Anstieg gegenüber 2015 markiert, wo die Zahl der Problemspieler noch auf 34.000 geschätzt wurde.
Die Studie besagt zudem, dass weitere 122.000 Menschen Glücksspielprobleme entwickeln könnten. Lotteritilsynet behauptet, dass diese Spieler größtenteils bei Offshore-Betreibern spielen. Vom nationalen Industrieverband für Online Glücksspiele, NBO (Norsk Bransjeforening for Onlinespill), wird dies jedoch vehement bestritten. Während die Regulierungsbehörde härtere Maßnahmen fordert, fordert NBO, den Markt für private Betreiber zu öffnen, um den boomenden Sektor besser zu regulieren.
“Wir sehen seit langem, dass das Wachstum des norwegischen Glücksspielmarktes im Internet stattfindet und warnen, dass das Modell der Exklusivrechte veraltet ist. Spieler folgen keinen nationalen Grenzen. Die Realität ist, dass etwa die Hälfte der Online-Spieler bei internationalen Marken spielt. Die Behörden brauchen Instrumente, um den gesamten Markt zu regulieren und unseriöse Anbieter auszusondern.”– Carl Fredrik Stenstrøm, Generalsekretär, NBO, Pressemitteilung
Immer strengere Werbevorgaben
Trotz der klaren Argumente will die Regulierungsbehörde ihre Bemühungen, Offshore-Betreiber vom Markt zu verdrängen, weiter verstärken. Dies zeigt sich vor allem an immer drastischeren Werbebeschränkungen. Erst im letzten Monat kam es zu einer Gesetzesänderung, die der norwegischen Medienbehörde (Medietilsynet) die Befugnis erteilte, Internetdienstleister und Medienunternehmen dazu anzuweisen, die Schaltung von illegalen Reklamen zu verhindern.
Die Regulierungsbehörde gab an, im April 2018 eine Konsultation zum Thema eingeleitet zu haben. Im vergangenen Oktober meldete die Behörde schließlich einen Rückgang der Werbeausgaben von Offshore-Anbietern um 19 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Werbeausgaben waren bis zum 30. Juli 2019 auf umgerechnet 49,8 Mio. Euro gesunken. Die Gesetze sollen aber dennoch weiter verschärft werden.
Ende des Monopols gefordert
Mit der Änderung wurde eine Lücke geschlossen, die es den Unternehmen bisher ermöglichte, ihre Dienstleistungen über Satelliten-TV-Kanäle zu bewerben. Auch diese drastische Maßnahme wurde vom NBO massiv kritisiert. Kunden könnten seriöse Online Glücksspielangebote fortan nicht mehr von unseriösen Angeboten unterscheiden. Ein umfassender Spielerschutz würde gefährdet. Gleichzeitig forderte der Verband erneut eine Aufhebung des Glücksspielmonopols.
Der zurzeit einzige Glücksspielanbieter Norwegens ist der staatliche Betreiber Norsk Tipping. Laut NBO könnte eine Marktöffnung dazu beitragen, die Kundenaktivitäten besser zu kanalisieren. Wenn mehr Anbieter einen regulierten Marktzugang erhalten würden, ließe sich der Verbraucherstrom auf illegale Webseiten reduzieren. Es ist dennoch davon auszugehen, dass die norwegische Regierung weiterhin mit harten Bandagen gegen Online Glücksspielanbieter vorgehen wird.
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