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Brasilien überarbeitet Sportwettgesetz
Teile diesen Beitrag:Das Sekretariat des brasilianischen Wirtschaftsministeriums für Evaluierung, Planung, Energie und Lotterie (SECAP) hat eine dritte Konsultation zum Sportwettgesetz einberufen. Der neuregulierte Markt sollte eigentlich im März die Pforten öffnen, nun drohen jedoch gravierende Änderungen. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?
Staat will mehr Kontrolle
Das brasilianische Wirtschaftsministerium SECAP hat eine Überarbeitung der Gesetzesnovelle zur Sportwettregulierung angeordnet. Die Meldung kommt unerwartet und beruht laut Medienberichten auf internen Quellen. Eigentlich hatte Brasilien bereits im September 2019 eine letzte Konsultation für das Sportwettgesetz durchgeführt. Der neuregulierte Markt sollte im kommenden März öffnen, nun wird eine erhebliche Verzögerung des Lizenzierungsprozesses erwartet.
Die geplante Modifizierung ist das Ergebnis einer Intervention der Generalstaatsanwaltschaft des nationalen Finanzministeriums (PGFN), diese ist in rechtlichen Fragen innerhalb des Finanzministeriums beratend tätig. Es wurde argumentiert, dass ein neues Konzessionsmodell der Regierung „mehr Kontrolle über die brasilianische Sportwettindustrie“ geben würde, sowohl um gegen Verstöße von Lizenznehmern vorzugehen als auch um illegale Anbieter vom Markt fernzuhalten.
Strengere Auflagen erwartet
In diesem Sinne wird eine drastische Reduzierung der Anzahl von Lizenzen erwartet. Die bisherigen Pläne sahen die Vergabe von insgesamt 150 Sportwett-Lizenzen vor. Dass es dazu kommt, wird aktuell von der PGFN bezweifelt. Vielmehr würde eine Verschärfung der Lizenzbedingungen angestrebt. Laut jüngsten Medienberichten ginge es zurzeit darum, weiterführende Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Sektors festzulegen.
Darüber hinaus seien bis dato immer noch keine klaren Regelungen in Bezug auf die Lizenzgebühren vorhanden, das gesamte Modell müsse daher ein weiteres Mal überarbeitet werden. Dies könnte dazu führen, dass sich insbesondere die Pläne kleinerer Unternehmen, die sich am Markt etablieren wollten, verkomplizieren. Parallel dazu steigen die Chancen finanzstarker Marken, eine der begehrten Konzession zu erhalten.
Allen nicht-lizenzierten Anbietern drohen hingegen „empfindliche Strafen“, deren Durchsetzung auch über die Landesgrenzen hinweg verfolgt werden soll. Neil Montgomery, Partner der involvierten brasilianischen Kanzlei Montgomery & Associados, erklärte:
“SECAP hat offen erklärt, dass, sobald ein Lizenzierungsverfahren zur Verfügung steht und die Lizenzen an die Betreiber, die alle regulatorischen Anforderungen erfüllen, vergeben wurden, die nicht lizenzierten Betreiber, auch wenn sie sich im Ausland befinden, von der Regulierungsbehörde strenge Strafmaßnahmen erhalten werden.”
Verzögerung um Monate
Da das Ministerium eine dritte Konsultation in die Wege geleitet hat, ist mit einer Marktöffnung erst in der zweiten Hälfte des Jahres zu rechnen. Die jüngste Konsultation läuft bis zum 06. März, was bedeutet, dass die Gesetzgebung mindestens 180 Tage später in Kraft treten wird. Neil Montgomery betitelte diese Entwicklung als „sehr überraschend“, steht der Entscheidung jedoch insgesamt skeptisch gegenüber. Im Wortlaut hieß es:
“Wenn diese Entscheidung tatsächlich offiziell ist, wird dies einen gravierenden Rückschritt bedeuten, da es sinnvoller gewesen wäre, so viele Betreiber wie möglich zu regulieren.”
Droht eine Steuererhöhung?
Das eingeschränkte Lizenzmodell könnte gleichzeitig höhere Steuern für Glücksspielanbieter vorsehen. Die ursprünglichen Pläne sahen eine Abgabe von lediglich 1 Prozent vor, doch schon im Rahmen der letzten Konsultation im September wurde eine Umsatzsteuer von 3 Prozent für Online Buchmacher sowie eine Umsatzsteuer von 6 Prozent für landbasierte Anbieter festgelegt.
Wie auf dem brasilianischen Glücksspielgipfel im Dezember erklärt wurde, liegen die Gesamtumsätze des südamerikanischen Online Glücksspielsektors derweil bei über 4,9 Mrd. US-Dollar (~ 4,4 Mrd. Euro). Die Summe könnte laut Finanzexperten in Zukunft erheblich steigen, weshalb auch eine weitere Steueranhebung wahrscheinlich ist.
Betsson der große Gewinner?
Der schwedische Glücksspielanbieter Betsson könnte sich als großer Gewinner der unerwarteten Reform herauskristallisieren. Im Dezember hatte die Unternehmensgruppe bestätigt, eine Beteiligung von 75 Prozent an dem brasilianischen Sportwettanbieter Suaposta erworben zu haben. Dieser behauptet, die einzige Marke zu sein, die derzeitig in Brasilien Sportwetten anbieten darf.
Betsson hatte bereits im Vorfeld mitgeteilt, dass man sich mit der Vereinbarung die „beste Position für die bevorstehende und erwartete Neuregulierung des brasilianischen Sportwettmarktes“ sichern würde. Die Prognose scheint sich nun zu bewahrheiten. In der Tat befindet sich Suaposta bereits in einer Partnerschaft mit dem Rio Grande do Sul Jockey Club und ist vom brasilianischen Ministerium als Wettanbieter lizenziert.
Betsson sieht in dem Geschäftsmodell des Brasilianers allerdings noch weitere Vorteile, denn Suaposta ist gleichsam im Marketing- und Immobiliengeschäft vernetzt. Man habe festgestellt, dass der Anbieter „eine Reihe von Vermögenswerten besitzt, die für Betsson sehr wertvoll sind“. Dazu gehöre auch der Zugang zu lokalen Zahlungsmethoden und zu etablierten Social Media-Kanälen. Ob Betsson sich tatsächlich als europäisches Zugpferd in Brasilien etablieren wird, bleibt vorerst abzuwarten.
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